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Buch: Arm aber Bio - Ein Selbstversuch von Rosa Wolff

Vor nicht allzu langer Zeit habe ich das Buch "Arm aber Bio" fertig gelesen. In zwei Tagen hatte ich es durch, da es so kurzweilig geschrieben war. Und die Thematik kann ja aktueller fast nicht sein.

Die Münchnerin Rosa Wolff hat den Selbstversuch gestartet, einen Monat vom Hartz IV-Regelsatz (4,35 pro Tag für Lebensmittel) einzukaufen und zu essen, ohne eine gesunde und schmackhafte Ernährung zu vernachlässigen. Dabei wurden ausschließlich Bio-Lebensmittel in die heimische Vorratskammer gepackt.

Sie hat gezeigt, dass es möglich ist. - Mit nicht zu unterschätzendem Aufwand, einigen Abstrichen und einer riesigen Portion Eigeninitiative geht es, wenn man es möchte.



Abwechslungsreich und gesund kochen kostet sein Geld. Gründe für Geldknappheit gibt es genug... wie viele Menschen verlieren ohne eigene Schuld ihren Job, haben nur einen befristeten Arbeitsvertrag und werden schwanger, sind krank und erwerbsunfähig oder bekommen nur eine kleine Rente?

Ich bin momentan in der glücklichen Lage, nicht viel darüber nachdenken zu müssen, was ich einkaufe, oder wo. Im normalen Rahmen versteht sich. Aber keiner weiss, ob das für immer so bleibt. Oft geht es schneller, als einem lieb ist, dass man auf einmal jeden Pfennig umdrehen muss.

Wer dann noch schafft, bei der Wahl der Zutaten an Ethik und Umwelt zu denken und sich einigermaßen gesund zu verpflegen, dem gebührt ganz klar mein Respekt. Beim Blick auf die Niedrigpreisgarantie an jeder Straßenecke muss man da eine starke Überzeugung haben. Doch erfährt man nicht - vor allem in letzter Zeit - immer mehr Gründe, sich eingehender zu informieren, wie unsere Nahrung überhaupt erzeugt wird und sich zu überlegen, ob man gewisse Methoden wirklich unterstützen möchte?

Auch bei Bio ist leider nicht alles Gold, was glänzt. Wenn man sich über die Siegel und die jeweiligen Richtlinien ein wenig informiert, hat man aber weitaus mehr Sicherheit, etwas Gutes, oder sagen wir besseres, in den Korb zu legen. Vom geschmacklichen Vorteil ganz abgesehen.

Wenn man den Weg gehen möchte, den Frau Wolff beschreibt - so hatte ich beim Lesen dieses Buches schnell den Eindruck - kommt man nicht drum herum, die meiste Zeit des Tages damit zu verbringen, zu planen, zu rechnen, die verschiedensten Läden abzuklappern und Sonderangebote mit detektivischem Auge zu erspähen. Aber vielleicht meint unser Staat - die Hartz 4-ler haben sonst sowieso nichts zu tun?

Für anderweitige Freizeitbeschäftigungen bleibt nämlich ebenfalls ein verschwindend geringer Betrag. Aber Freunde sind wichtig - vor allem, wenn man gerade einen Tiefpunkt hat. Wer trotz Geldknappheit seine Freizeit nicht vernachlässigen möchte, muss sich also Alternativen zu Kneipe, Café, Restaurant und Co. einfallen lassen. Schließlich ist es oft so, dass die Freunde nicht in der selben finanziellen Zwickmühle sitzen und es würde zu sehr an der eigenen Würde nagen, sich ständig einladen zu lassen. Auch das beschreibt Frau Wolff ganz ehrlich und bringt ein paar gute Ideen mit, wie man damit umgehen kann.

Aber zurück zum Kochen. Dass das Essen Freude bereitet und gut schmeckt ist ganz wichtig für Geist und Körper - das haben selbst die Wissenschaftler inzwischen erkannt...

Was mir gefallen hat war, wie Frau Wolff mit all ihren Vorräten jongliert und mit viel Fingerspitzengefühl aus den einfachsten Zutaten tolle Gerichte kreiert hat. Dazu ist es auf jeden Fall hilfreich, im Schwung mit dem Kochlöffel ein wenig geübt zu sein. Aber auch ein motivierter Koch-Neuling ist keinesfalls verloren.

Für Anregungen ist das Internet eine nie versiegende Quelle - Blogs und Kochportale versorgen einen ständig mit neuen Rezepten und Ideen. Und in "Arm aber Bio" sind die vorgestellten Rezepte im Anhang zu finden. Ein separates Kochbuch mit noch mehr feinen Mahlzeiten gibt es auch.

Was am meisten Spaß macht ist doch das Experimentieren am heimischen Herd. Einfach mal etwas Neues ausprobieren, das man in dieser Kombination noch nicht kannte. Vielleicht ist ja ganz unverhofft das nächste Lieblingsgericht dabei. So erweitert man seinen Kochhorizont und auch seine Erfahrung enorm. Und Erfolgserlebnisse machen Lust auf mehr Kochvergnügen. - Jedes Stückchen ist wertvoll und aus allem läßt sich etwas machen.


Mein Fazit zum Buch: Auch Menschen mit höherem, geregeltem Einkommen gibt es wertvolle Denkanstöße. Ich bin mir sicher, dass es für jeden interessant zu lesen ist. Schon allein aufgrund der tollen, einfachen Rezepte.

Und nun rette ich die Aubergine in meinem Kühlschrank vor dem Gammeltod und backe dazu ein paar von Frau Wolff's Naans (indische Fladenbrote) mit Knoblauchbutter. Hält ja keiner lang aus, dieses ständige Gerede vom Essen ;-)



Zum Rezept: "orange ka baingan" Auberginenmus mit Knoblauch-Naan und Basilikum-Raita

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ooooooh'rangenblog on : "orange ka baingan" Auberginenmus mit Knoblauch-Naan und Basilikum-Raita

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Spätestens nachdem ich den Rezeptteil des Buches "Arm aber Bio" (hier habe ich darüber geschrieben) durch hatte, hat mein Magen verdächtig geknurrt. Der Gedanke an frisches Naan (indisches Hefefladenbrot) hat mich inspiriert, meine vernachlässigte Kühlsch

ooooooh'rangenblog on : Blätterteigtaschen mit Radieserlblätter-Füllung

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Nach dem Lesen des Buches "Arm aber Bio" (darüber habe ich hier schon einmal ausführlich erzählt), ist mir ein besonderes Rezept im Kopf hängen geblieben. So etwas hatte ich bisher noch nie gegessen: Teigtaschen mit einer Füllung aus Frischkäse, Knoblauch

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